Euses Lädeli hat in der alten Form geschlossen. Der BVIL und das Bahnhüsli werden von älteren Generationen geprägt. Welche Zukunft hat das Quartierleben im Inneren Lind?
Das Quartierleben im Inneren Lind wird noch stark von den 80er Jahren geprägt: 1981 wurde die Ladengenossenschaft gegründet, um das Lädeli an der St.Georgenstrasse 34 nach dem Wegzug des Coop zu erhalten. Gleichzeitig bekämpften Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers den Plan, den Bahnübergang an der Pflanzschulstrasse durch eine Autobrücke zu ersetzen. Daraus ging 1984 der Bewohnerinnen- und Bewohnerverein Inneres Lind (BVIL) hervor. Der Bahnübergang wurde schliesslich durch den heutigen Fischlitunnel ersetzt. Später verhinderten die gleichen BVIL-Pioniere die Lärmwände an der Bahnlinie und belebten das Bahnhüsli als Quartiertreffpunkt neu.
Die Pioniere von damals prägen das Quartierleben noch heute. Eine Neuzuzügerin des Jahres 2017 spricht sogar von einer „Überalterung“. Der BVIL habe es nicht geschafft, genug junge Mitglieder nachzuziehen, vermutet sie. Sie wünscht sich daher „ein klitzeklein mehr Engagement“ – schätzt aber nach bald sieben Jahren im Quartier den bunten Mix von Menschen und die Möglichkeit, spontan miteinander etwas zu machen.
Auch Catherine Gremminger, die vor zwei Jahrzehnten zugezogen ist, schätzt diese Spontaneität. Aber auch sie, die zwischendurch in der Verwaltung der Genossenschaft gesessen hat und nun dem BVIL-Vorstand angehört, wünscht sich mehr Engagement. „Vor allem Jüngere sollten sich engagieren, sonst stirbt das Quartierleben aus.“
Flurin Bosshard ist da etwas gelassener. Er ist vor 35 Jahren mit seiner Mutter ins Haus der Grosseltern gezogen und seit vielen Jahren im BVIL-Vorstand. Aus seiner Sicht ist das Quartierleben in etwa gleichgeblieben – auch wenn seine Kinder älter geworden sind und er sich daher etwas weniger engagiert.
Falls das Lädeli trotz Holabox-Versuchen ganz wegfällt, dürfte das auch Folgen für das Quartierleben haben. So sieht das etwa Angela Casellini, die hier schon aufgewachsen und nach einem Abstecher wieder zurückgekehrt ist. Das Lädeli sei auch ein sozialer Treffpunkt gewesen. Sie wünscht sich, dass es ein Ort zufälliger Begegnungen bleibt.
Auch Angela Casellini, die als im BVIL-Vorstandsmitglied schon zahlreiche Veranstaltungen mitorganisiert hat, wünscht sich mehr Engagement. „Es wäre schön, wenn sich mehr Helfer für die wenigen traditionellen Anlässe melden würden.“ Vielleicht könnten neue Veranstaltungen auch mehr Interessierte anziehen, vermutet sie.
Die Neuzuzügerin des Jahres 2017 stimmt ihr zu. Sie denkt an kulturelle Angebote auch für Erwachsene, Führungen, Leseabende und dergleichen.
Daniel Fent ist im Quartier aufgewachsen und mit Jahrgang 1990 das jüngste Mitglied im BVIL-Vorstand, in zweiter Generation: er folgte damit seiner Mutter. Auch er nimmt eine Abschwächung des Quartierlebens wahr. Es sei daher wichtig, die Hemmschwelle für das Engagement zu senken. „Manchmal braucht es nicht viel, damit man sich ein wenig mehr integriert fühlt in der Gesellschaft.“
Aber alle sind sich einig: Das Innere Lind hat eine grosse Lebensqualität – zentrumsnah, familienfreundlich, ein Dorf in der Stadt. Flurin Bosshard spitzt es zu: „Ich bin wunschlos glücklich hier.“
Dieser Text ist zuerst im gedruckten Lindeblatt Nummer 74 erschienen.